27 Kunstinteressierte Senioren besuchten das WETZ Museum KKLB in Beromünster.
Werner Zihlmann alias WETZ, geboren im Zihlenfeldlöchli in Wolhusen, ein charmanter Künstler mit saftigem Luzerner-Hinterländer-Dialekt, Gründer des WETZ Museums, erwartete uns bereits am Eingang. Temperamentvoll, wild gestikulierend, schritt er voran ins Kinotheater zur Einführung. Hier erfuhren wir als Erstes, was ihm das „Zihlenfeldlöchli“ bedeutete, nämlich Familie mit 6 Brüdern, italienische Gastarbeiter und besonders wichtig für seine Entwicklung als Künstler, die „verrückte“, hoch kreative Grossmutter mit psychischer Behinderung. Wetz durchlief eine Lehre als Hochbauzeichner, Psychiatriepfleger und besuchte die Kunstgewerbeschule Luzern. Im KKLB ermöglicht er einer Vielzahl von lokalen und international bekannten Künstlern ihre Werke auszustellen. Hier empfängt er auch Berühmtheiten aus der Kulturszene, der Wirtschaft und der Politik.
Seine Führung begann mit dem Holzschnitzkünstler Rochus Lussi, der das Thema „Verletzlichkeit“ wählte. Von der Decke hängen 845 holzgeschnitzte Objekte, mit Kettensäge und Trennscheibe geformt. In der Mitte des Raums ein Kleinkind mit Schwein, die beide Nähe und Wärme im leeren Raum suchen. Eine sehr aufwendige, berührende Arbeit. Rochus Lussi hat diesen Monat den wohlverdienten Innerschweizer Kulturpreis erhalten.
Weiter ging’s zu Rolf Brem. Ein Grossteil seiner modellierten Charakterköpfe aus allen Gesellschaftsschichten, die der Kunstaussteller Harald Szeemann zu einer Installation komponierte, waren bereits an der Weltausstellung in Sevilla zu sehen. Uns allen ist der Hirt mit seinen Schafen vor dem Luzerner Stadttheater bekannt.
Luzerner Hinterland: Hier darf Niklaus Troxler, bekannt als KNOX, nicht fehlen. Er ist der Gründer vom Jazz-Festival Willisau, bedeutender Grafiker von unzähligen preisgekrönten Plakaten, wovon einige im MoMa New York und im Museum of Modern Art in Toyama, Japan hängen. Im Wetz Museum können in verschiedenen Räumen Plakate von Knox bewundert werden.
Eine sensible Arbeit von Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger heisst „Opferstock“. Hier blüht, tropft, pulsiert, und kristallisiert es. Der Landessender Beromünster liegt umgeben von Landwirtschaftsland, in Sichtweite der mächtigen katholischen Stiftskirche, wo der Opferstock nicht weit ist. Dies sind die Quellen für den Opferstock. Installationen der beiden Künstler sind weltweit begehrt. Im Jahre 2003 haben Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger während der Biennale in Venedig in der Kirche San Stae mit „Fallender Garten“ eine höchst filigrane Rauminstallation entworfen. Ihre zentralen Themen sind Mensch und Umwelt.
Eine Neuentdeckung war Kathrin Rölli. Ihre Bilder stempelt sie mit Baumrinde. Die Bilder
sind verblüffend fein und zart in erdigen braun-schwarz Tönen. Wie Wetz meint, ist auch
Kathrin Rölli bereits auf dem Weg zum Erfolg.
Bei seiner eigenen Installation Zihlenfeldlöchli fiel Wetz schon beinahe in Extase. Die
Erinnerungen an seine Kindheit und vor allem an seine „ver-rückte* Grossmutter hat er in diesem überbordenden Werk verarbeitet. Wetz, räumlich über uns allen schwebend,
bediente seine Perkussionsinstrumente wie Zeus, als Herrscher über Blitz und Donner. Was
hier zu sehen und zu hören ist, lässt sich nicht beschreiben. Man muss hingehen und es selbst erleben.
Viel wäre noch zu bestaunen gewesen, doch im Schweizer Landessaal stand der Apéro bereit. Der schlicht wirkende Saal in hellem Holz mit 315
Leuchtkörpern strahlt eine wohltuende Wärme aus. Die Akustik, für die der berühmte Akustiker Russel Johnson steht,
ist grossartig. Offenbar hatte Wetz auch hier sein Goldhändchen im Spiel.
Nach Speis und Trank fragte Wetz, ob wir noch ein Nickerchen machen möchten, was
wir
alle neugierig bejahten.
Die Kunsthalle 1, 1931 als Showroom für die Schweizerische Eidgenossenschaft vom
Berner Architekten und „Le Corbusier Schüler“ Stoll gebaut, war früher der Sendesaal von Radio Beromünster. Seit 2017 ist hier das Kunstwerk „Bettensaal“ von Wetz ausgestellt.
Kurzerhand komplementierte uns Wetz unter die Bettdecken. Aus dem Föhn über dem Bett
strömte eine Meeresbrise und Meeresrauschen über uns hinweg, während Wetz uns die Entstehungsgeschichte von Radio Beromünster vermittelte. Meeresbrise und Meeres-rauschen in Anlehnung an die
Schweizer Auswanderer, die in den wirtschaftlich schwierigen 30er Jahren in Cuxhafen das Schiff bestiegen und in Amerika ihr Glück versuchten.
In diesem Saal begegneten wir Rochus Lussi noch einmal mit seinem Kunstwerk „Spuren“. Von der Decke baumeln Unmengen von Taschentüchern aus Holz, mit Trennscheibe und Kettensäge
geformt. Sie symbolisieren den Abschied, das Winken der Abreisenden und der Zurückgebliebenen. Ein Werk zum Nachdenken.
Beglückend war dieser Ausflug, Kunst und Kreativität begegneten uns auf Schritt und Tritt. Wir machten Bekanntschaft mit der Ernsthaftigkeit, dem Humor aber auch der Lebensfreude vieler Künstler, die wir in ihren Werken fanden.
Margrit Dalhoeven