Morgens um 9.00 Uhr bei schönstem Sonnenschein fuhr unser Fahrer los Richtung Stein am Rhein. In Stein am Rhein empfing uns Marion Preuss, Ex- Nachrichten-Sprecherin beim Schweizer Fernsehen. Heute nennt sie sich schalkhaft das Burgfräulein von Hohenklingen, ist Fremdenführerin und macht auch Stadtführungen in Stein am Rhein.
Marion Preuss bot eine aussergewöhnlich interessante Führung. Geschichtliche Daten und gesellschaftliche Ereignisse wurden spannend vor uns ausgebreitet.
Stein am Rhein wird erstmals 1267 als Stadt urkundlich erwähnt. Zuständig war damals das Kloster St. Georgen, später waren es die Herzöge von Zähringen
und anschliessend die Vögte, die Freiherren von Hohenklingen und schliesslich die Familie Klingenberg. Im Jahr 1484 begab sich die Stadt aus finanziellen und
politischen Gründen unter die Schutzherrschaft Zürichs und kam so zur Eidgenossenschaft. Die Zugehörigkeit wechselte mehrmals zwischen Zürich und Schaffhausen. Am 22. Februar 1945 wurden
durch einen amerikanischen Bombenabwurf neun Menschen getötet und mehrere Gebäude schwer beschädigt, obwohl die Einwohner die ganze Stadt auf den Dächern mit Schweizerfahnen beflaggt hatten. Die
„Windlin-Stiftung“ Nachkommen der Klingenbergs, finanzierte den grössten Teil des Wiederaufbaus. Die gut dotierte Stiftung finanziert auch heute immer wieder Projekte der Stadt.
Von grossem Interesse sind die bunt bemalten Fassaden der vornehmen Bürgerhäuser rund um das Rathaus aus dem 16. Jahrhundert. Allerdings stammen die Malereien aus verschiedenen Jahrhunderten. Selbst Alois Carigiet hat eines der Häuser bemalt. Von Interesse war auch das Zusammenleben der damaligen Gesellschaft. Man roch buchstäblich die Müllberge, die ein alljährlich aus den fünf engen Gassen in den Rhein gekippt wurden. Marion Preuss erwähnte mit Augenzwinkern die Badehäuser, zeigte uns einen Kupferstich, der die lockeren Sitten, die da herrschten, dokumentierte. So lässt sich vieles aus dem täglichen Leben aus der Fassadenmalerei erklären.
Ein trauriges Kapitel fand im Hexenturm statt. 17 Personen, wovon 3 Männer, wurden zwischen 1572 und 1667 hingerichtet. Die Personen stammten öfters aus derselben Familie.
„Madame Perfect“, wie Marion Preuss seinerzeit genannt wurde, hätte uns gerne noch viel mehr erzählt. So aber verliessen wir sie mit einem auf Wiedersehen, das von Herzen kam.
Anschliessend genossen wir die sehr gute Küche auf der luftigen Terrasse im familiär geführten Hotel Rheinfels.
Dann ging’s weiter zum Schloss, Park und Museum Arenenberg. Im Jahre 1816 wählte Hortense de Beauharnais, Stieftocher Napoleons I, den Landsitz als Exil. Teilweise wohnte ihr Sohn Napoleon III mit ihr auf Schloss Arenenberg. Die Aussicht auf den Bodensee ist phantastisch. Das Museum wirkt, als ob die Bewohner es soeben verlassen hätten und der grosse Park wäre eine Wanderung wert.
Nach einem strahlenden Sonnentag stiegen wir in den Bus, als im selben Moment der Regen anfing und die nötige Frische brachte. Somit ein gelungener Tag!